Heimbach - Das ist eine lange Geschichte...
Heimbach ist eine alte Stadt. Schon in der Römerzeit gab es in der Nähe des heutigen Ortes eine kleine Siedlung, deren Bewohner vermutlich von der Erzverhüttung lebten. Dieses Dorf überlebte die Völkerwanderungszeit nicht. Einen Neuanfang gab es spätestens im 7. Jahrhundert – 673 wird der Ortsname Heimbach erstmals in einer Urkunde genannt.
Für den Ortsteil Vlatten ist 846 eine fränkische Königspfalz belegt, die vermutlich später auf die Heimbacher Burg verlegt wurde. Spätestens Anfang des 11. Jahrhunderts gab es jedenfalls diese Burg Hengebach, die Sitz eines eigenen Grafengeschlechts, der Herren von Hengebach, wurde. Um die Burg herum entwickelte sich allmählich eine kleine Siedlung.
Symbol gräflicher Macht: Burg Hengebach
Im 13. Jahrhundert erbten die Grafen von Hengebach die Grafschaft Jülich und verlegten ihre Residenz. Heimbach wurde Sitz eines Vogtes, der die landesherrlichen Aufgaben und Rechte wahrnahm. Irgendwann um diese Zeit wurde die Siedlung befestigt – sie hatte am Ende drei Stadttore.
Seit 1343 erhielt der Ort nach und nach stadtähnliche Privilegien. Die Bewohner wurden weitgehend von Abgaben und Frondiensten befreit und konnten sich selbst verwalten. Die Siedlung wurde nun als „freies Tal“ bezeichnet, später auch als „Stadt“. Seit 1604 durften die Bürger zwei Jahrmärkte abhalten; später kam noch der Hauptmarkt dazu – er findet noch heute traditionell Anfang Juli statt. Heimbach entwickelte sich zu einem vergleichsweise wohlhabenden Städtchen.
Symbol der Bürgerfreiheit: Das Rathaus
Dann kamen schwere Zeiten. Zuerst litt Heimbach im Dreißigjährigen Krieg. Danach brannten wiederholt einzelne Stadtteile nieder. Die weitaus schlimmste Brandkatastrophe war der große Stadtbrand von 1687, bei dem 180 Häuser, die Kirche und die Burg in Flammen aufgingen. Von diesen Schicksalsschlägen erholte Heimbach sich lange nicht. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts erreichte der Ort wieder die Größe, die er vor dem großen Brand hatte.
1794 besetzten Truppen des revolutionären Frankreich das Rheinland – Heimbach wurde französisch. Zwar profitierten nun auch die Heimbacher von den demokratischen Reformen, die die Revolution auf den Weg gebracht hatte; dafür gingen im Jahr 1800 aber die Stadtrechte – namentlich die Abgabenfreiheit – verloren.
Nach dem Wiener Kongress kam Heimbach 1815 zu Preußen – die Stadtrechte bekam man nicht zurück. Im Zuge der Revolution von 1848 versuchten die Heimbacher, die mittlerweile ins benachbarte Hausen verlegte Verwaltung wieder in den eigenen Ort zu ziehen – jedoch vergeblich.
Jahrhunderte kultureller Mittelpunkt: Die Kirchen
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging es wirtschaftlich wieder bergauf. Die preußische Verwaltung begann, die vielerorts kahl geschlagenen Eifelhänge aufzuforsten und so die Forstwirtschaft wieder lukrativ zu machen. Einzelne Industriebetriebe siedelten sich im Tal an. Und auch die ersten Touristen wurden in Heimbach gesehen. Wichtig wurde die Wallfahrt: Nachdem die Franzosen das im Kermeterwald gelegene Kloster Mariawald aufgelöst hatten, war 1804 das dort verehrte Gnadenbild der Schmerzhaften Mutter Gottes in die Heimbacher Pfarrkirche überführt worden. Es zog nun Tausende Pilger nach Heimbach.
Heimbach wurde jetzt auch ans überregionale Verkehrsnetz angeschlossen. Beim Ausbau der Landstraßen riss man die Stadttore ab. 1869 wurde die erste Postkutschenlinie eröffnet, 1877 kam der Telegraph, 1896 das Telefon und 1903 schließlich die Eisenbahn. Diese vor allem sorgte für einen schnellen Aufschwung des Tourismus.
1900 begann der Bau der Talsperren in der Nordeifel, der vielen Heimbachern Lohn und Brot brachte. 1905 wurde das Wasserkraftwerk Heimbach in Betrieb genommen – das damals größte Wasserkraftwerk Europas. Es versorgte den gesamten Regierungsbezirk Aachen mit Strom. 1934-1938 entstand dann die Rurtalsperre Schwammenauel und damit der bis heute zweitgrößte Stausee Deutschlands. Mehrere Bauernhöfe verschwanden in seinen Fluten.
Rursee: Der Talsperrenbau brachte neue wirtschaftliche Impulse
Und wieder wurden die Zeiten schwer. Der Erste Weltkrieg beendete den kurzen Aufschwung. Im Jahre 1923 versuchten rheinische Separatisten mit Waffengewalt, Heimbach ihrer Rheinischen Republik einzuverleiben – sie scheiterten am Widerstand der Bevölkerung. In nationalsozialistischer Zeit wurde auf den Höhen des Kermeter unweit von Heimbach die sogenannte Ordensburg Vogelsang errichtet – eine Internatsschule zur ideologischen Indoktrination des NS-Parteinachwuchses.
Der Zweite Weltkrieg schließlich brachte Heimbach die größte Katastrophe seit dem großen Stadtbrand. Im Zuge der Kämpfe an der Westgrenze des Reichs wurde Heimbach 1944 durch alliierte Artillerie und Bomben verwüstet. Von ca. 500 Wohnungen wurden 450 zerstört.
Der mühevolle Wiederaufbau nach dem Krieg stellte das historische Stadtbild im Wesentlichen wieder her. Zum Wirtschaftswunder trug in Heimbach der bald wieder einsetzende Tourismus viel bei.
Nach der Auflösung des Landes Preußen durch die Besatzungsmächte gehörte Heimbach jetzt zu Nordrhein-Westfalen. Bei der neuen Regierung in Düsseldorf erreichten die Heimbacher nun endlich, wonach sie anderthalb Jahrhunderte vergeblich gestrebt hatten: 1959 wurde Heimbach offiziell wieder eine „Stadt“ – die zweitkleinste in Nordrhein-Westfalen.
In den folgenden Jahrzehnten setzten die Heimbacher stärker als je auf den Tourismus; systematisch wurde in die touristische Infrastruktur investiert. 1974 erhielt Heimbach den Rang eines „staatlich anerkannten Luftkurorts“. Seit der Gründung des Nationalparks Eifel 2004 ist die Stadt auf drei Seiten vom Nationalpark umschlossen und damit zentraler Anlaufpunkt für viele Besucher des Parks.
Eifelhöhen im Nationalpark
Der mancherorts umstrittene Nationalpark hat der Stadt neue Impulse gegeben. Dasselbe gilt für das Kammermusikfestival „Spannungen“, das seit 1998 in Heimbach eine Statt gefunden hat.